Familienalbum


 

 

Gersthof

Ursprünglich hieß der Ort Hagenau oder Hohenau

 

Der Name "Gersthof" wird erstmals im 15 Jhdt. in Kaufbriefen erwähnt, mit denen das Dorotheerstift das gesamte Gebiet nach und nach in seinen Besitz brachte.

Der Name geht auf einen Hof zurück, der einem Georg Gerstler gehörte.

 

 Kaufbrief von 1454:

Weingarten in der Hagenau .
Kaufbrief von Frauen Catharina des H. Sigmund Teglich hinterlassene Ehewürthin betreffen einen dem Stüft S. Dorothe unter Herrn Probsten Nicolas umb 100 Pf Pfennig verkauften Weingarten der 3 Viertl in sich enthaltet undt gelegen ist in der Hachenau am Gersthof in der Scheybent genannt zu nächst der Prediger zu Wienn ihren Weingarten da von Mann dem Gottshauß S. Dorothea jährlich dient 2 Eymer undt 1 Viertl Most zu Pergrecht auch Sibenthalb Wiener Pfennig undt 1 Ort zu Voitrecht.

 

Von der zweiten Wiener Türkenbelagerung 1683 dürfte Gersthof besonders schwer betroffen gewesen sein. 
Auf einer Landkarte von 1684 existiert der Ort nicht mehr. 

 

Nach und nach wurde der Ort wieder besiedelt, er blieb aber klein und beschaulich.

1750 hatte Gersthof (Hohenauen) nur 13 Häuser, 1822 gerade einmal 16 mehr, mit insgesamt 308 Einwohnern.

Das Zentrum befand sich bei der Kirche, der heutigen Johann Nepomuk Kapelle.

Die Südhänge von Hohenwarth bis zur Türkenschanze wurden vor allem zum Weinanbau genutzt.

Dort befanden sich auch die Preßhäuser und Weinkeller, die zum Teil immer noch existieren.

Nach der Auflösung des Dorotheerstiftes 1786 kam der Ort an das Stift Klosterneuburg.

 

  Josephinische Landesaufnahme 1763-1787:

 

  Gersthof um 1800:

                 

 

  Franziszeischer Kataster 1819

 

  Franziszeische Landesaufnahme (1806-1869):

 

Noch bis vor 1869 bestand Gersthof aus nur 39 Häusern (noch ohne Nr. 44),

alle in der einzigen Strasse - der Hauptstrasse gelegen.

(siehe Adressbuch Lehmann 1859, 1861,  Plan Gersthof v. 1869 - Artaria Wien)

 

Adressbuch Lehmann 1859-1861:

 

Franzisco-Josephinische Landesaufnahme 1869-1887

 

Seit ca.1869 gibt es 44 Häuser in Gersthof.

(siehe Häuserverzeichnis 1869, Lehmann 1870)

 

 

 

Das Haus Nr. 44 wurde also wahrscheinlich um 1869 errichtet.

In einem Häuserverzeichnis von 1869 wird als Eigentümer für Nr. 44 Leopold Muck genannt.

Er ist vermutlich auch der Bauherr des ebenerdigen Gebäudes an der Straßenfront.

Im Hof entsteht ein etwa 4,5 x 4,5 m großer Waschküchentrakt.


Leopold Muck dürfte das Haus aber, wenn überhaupt, nur kurz selbst bewohnt haben.

Tauf - und Trauungsbuch der Pfarre Gersthof geben Aufschluß über andere hier wohnhafte Personen:

 

1871 wohnen hier Johan Simecek und Katharina Palecek, im selben Jahr kommt ihr Sohn Josef Simecek zur Welt.

1872 wohnen hier David und Magdalena Bueck, deren Sohn Anton Bueck 5 Tage nach der Geburt stirbt.

1873 wird Maria Simecek als zweites Kind von Johan und Katharina Simecek geboren. 

1873 wohnen hier auch Johan Groihs und Caroline Stadler, die in diesem Jahr getraut werden.

 1874 - 1888 ist im Häuserverzeichnis Scheidl Leopold als Eigentümer eingetragen .(Häuserverzeichnis)

1874 wird hier Johann Nepomuck Scheidl geboren, seine Eltern Scheidl Leopold und Hauser Josefa 

(Der Namensgeber für die Scheidlstraße Johann Scheidl war der Großvater von Johann Nepomuk Scheidl)

1874 wird hier auch Josef Ignatz Weinhengst geboren, die Eltern sind Maria und Josef Weinhengst.

Im selben Jahr 1874 findet sich auch noch ein Trauungseintrag von Leopold Mick und Theresia Schramel 

Wegen der Eingemeindung von Gersthof zur Stadt Wien 1892 wird der Straßenname geändert von "Hauptstraße" in "Gersthoferstraße".

Die Hausnummer ändert sich von 44 in 82.

Neue Eigentümer werden Hr. und Fr. Krall, die 1887 zwei Bauanträge einbringen. 

1. Errichtung eines Rauchfanges bei Waschküchentrakt im Hof.

2. Aufsetzung eines Stockwerkes auf Straßentrakt. 

 

In dem Katastralplan von 1893 sind Straßentrakt, Waschküchentrakt und Weinkeller eingezeichnet. 

 

Schon wenige Jahre später erwerben der Bauunternehmer Leopold Watzl und seine Frau Flora Watzl aus der Witthauergasse das Grundstück Gersthoferstraße 82.

1903 stellen sie einen Bauantrag  zur Errichtung eines stockhohen Seitentraktes im Hof (Bauantrag), Der Waschküchentrakt wird dabei abgerissen.

 

Gersthof 1913 (Feuermauer Gersthoferstr. 82 Hoftrakt sichtbar)

Gersthof 1917 (Fassade Gersthoferstraße 82 - sichtbar)

1928 kauft der Baurat Ing. Josef Spielmann - jüdischer Abstammung - das Grundstück. 

1934 tritt Josef Spielmann aus der jüdischen Glaubensgemeinschaft aus.

1938 wohnen an der Adresse Ing.Josef Spielmann, Henriette Spielmann, Hofmann, Schneider (Lehmann)

Im selben Jahr flüchtet Josef Spielmann wegen seiner jüdischen Abstammung nach Kenya - Ostafrika - sein Kraftfahrzeug wird vom deutschen Staat enteignet

1939 verrechnet ihm das deutsche Reich wegen seiner Flucht eine Reichsfluchtsteuer. Sein Grundstück wird mit dem Betrag belastet.

1942 sind lt. Adressbuch Lehmann die Bewohner des Hauses (Spielmann, Hausmann, Hofmann, Mühlfeld und Schneider 

1942 wird das Gebäude durch das deutsche Reich aufgrund der 11.Verordnung zum Reichsbürgergesetz von 1941 wegen der jüdischen Abstammung von Hr. Spielmann beschlagnahmt. Seine Wohnung wird an Hr. Erwin Hohn aus Berlin vermietet.

1943 sind die Bewohner: Hr. Hohn Erwin Mieter (Wohnung 1.Stock), Hofmann

Nach dem Krieg wird das Grundstück an Hr. Spielmann restituiert.

1950 Bewohner: Hohn, Hofmann, Hausner (Hausbesorger)

1952 Nach der Restitution des Vermögens nach Kriegsende verkauft Fam. Spielmann das Grundstück an Johann und Leopoldine Steiner.

 

 

 In dem Buch "Topographie von Österreich" von 1824 wird Gersthof folgendermaßen beschrieben:

 

 

 

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